Lundburg

Beschreibung der Stadt und Provinz Lundburg, aktualisiert zum Stand November 1326

Die Stadt mit knapp 13000 Einwohnern ist die größte „zivilisierte“ Stadt im Norden und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Regiert wird sie formell von Graf Wulfger von Lundburg, einem alten Mann, dem die Last der Verantwortung schwer auf den Schultern liegt. In den letzten Jahren wurde der alte Graf zunehmend wunderlich und die täglichen Regierungsgeschäfte wurden stillschweigend in seinem Namen von seinem Ratgeber und langjährigen Weggefährten, dem obersten Priester von Kord geleitet. Der Tempel von Kord ist auch der größte in Lundburg und hat in Stadt und Provinz die meisten Anhänger.
Vor Kurzem ist der Patriarch schwer erkrankt und hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Daraufhin übertrug die Versammlung der Adligen die Regierungsgewalt einem dreiköpfigen Rat aus ihren Reihen.

Die Stadt liegt auf einer Hochebene und ist von weitläufigen Weiden und Äckern umgeben. Es werden vor allem Hochlandrinder, Schafe und Ziegen gehalten, kaum Geflügel. Auf den Äckern wachsen Gerste, Buchweizen, Rüben und Nüsse. Es gibt relativ wenig Gemüse und Obst. Das Klima ist rau, im Winter eisig, im Sommer feucht, oft schwül und die Luft voller Stechmücken.
Lundburg lebt vor allem vom Handel mit Pelzen, Holz und Fisch, der an der nahen Küste gefangen wird. Obwohl die Stadt nicht direkt am Meer liegt, wohnen die meisten reichen Kaufleute der Provinz entweder ständig in der Hauptstadt oder unterhalten hier zumindest großzügige Anwesen. Ein Teil des Handels mit Eisen und Silber, das die Zwerge in den benachbarten Bergen schürfen, läuft ebenfalls durch die Stadt.

Reinhard von Lundburg, der Sohn des alten Grafen, war als Heerführer im Dienste des Königs 25 Jahre, das ist mehr als sein halbes Leben, auf Feldzügen in aller Welt unterwegs. Man hat ihm Nachricht gesandt, dass er sich darauf vorbereiten soll, sein Erbe anzutreten. Er ist auf dem Rückweg in seine Vaterstadt und wird in wenigen Tagen mit einem großen Straßenfest begrüßt.

Das Königreich Borwik, zu dem die Grafschaft gehört, ist eine feudale Monarchie, die sich auf die Autorität und die Truppen seiner Adligen stützt. König Arnold ist mit nicht ganz dreißig Lebensjahren noch relativ jung und man munkelt, dass seine schöne und nicht minder kluge Gemahlin Serina, eine entfernte Großnichte des Königs Julian von Firenze, die Fäden der Macht in der Hand hält. Der Hof in Borwik wird von den Lundburgern als verweichlicht und von Politik und Intrigen verseucht geschmäht.

Lundburg ist durch einen breiten Meeresarm vom Kernland des Königreichs getrennt und daher auf freie Schifffahrtsrouten angewiesen. Unglücklicherweise muss Lundburgs kleine aber schlagkräftige Flotte aus Langschiffen auf die stetige unterschwellige Bedrohung durch das Nachbarkönigreich Sigholm reagieren, so dass sie die dreisten Piraten des Nordens nicht in Schach halten kann. Da es der Grafschaft an einer entscheidungsfreudigen Führung mangelt, gibt es seit Jahren weder koordinierte Aktionen gegen die Bedrohungen, noch Anstrengungen, die Flotte zu verstärken. Hinter vorgehaltener Hand munkelt man auch, dass die Kaufherren sich nicht zu schade sind, den Freibeutern den ein oder anderen Tipp über lohnende Beute auf den Schiffen der Konkurrenz zu geben. Oder dass die zur Selbstverteidigung gut bewaffneten Schiffe bei günstigen Gelegenheiten ihre Aktivitäten in weniger legale Bereiche ausdehnen.

Die nächst größten Ortschaften der Provinz sind die Hafenstadt Ernhaven, an der Mündung des Flusses Iswasser gelegen. Die Iswasser fließt auch an Lundburg vorbei, ist hier aber nicht schiffbar und zudem donnern die Isfälle nur wenige Wegstunden südlich der Stadt vom Rand der Hochebene in die Tiefe. Wo sich der Fluss nach den Wasserfällen wieder beruhigt und breiter wird, liegt Barnards Koppel, ein großes Dorf, das sich aus der Pferdekoppel entwickelt hat, die ihm den Namen gab. Hier werden schon immer die Waren von den Flussschiffen aus Ernhaven auf Packtiere und Karren umgeladen, um sie nach Lundburg zu transportieren. Außerdem werden die über die Iswasser geflößten Baumstämme hier gesammelt und für den Schiffbau und andere Zwecke nach Ernhaven und weiter geschafft.

Die Nachbarn

Nach Nordwesten und Westen, entlang der Küsten grenzt Lundburg an Sigholm, dessen Herrscher seit jeher den Anspruch erhoben, dass Lundburg eigentlich zu ihrem Reich gehöre. Über Generationen gab es erbitterte und blutige Kriege, die zu zahlreichen Blutfehden und ewigen Feindschaften zwischen den Nachbarn führten. Auch wenn die Einwohner sich in ihrer Lebensweise und generellen Ansichten ähneln, ist deshalb an einen dauerhaften Frieden nicht zu denken und niemand weiß, wie lange der aktuelle Waffenstillstand andauern wird.

Im Süden liegt die Küste und das Meer. Nur die mutigsten Seeleute wagen, es während der Zeit der Herbststürme zu befahren. Während des restlichen Jahres sind die wie aus dem Nichts auftauchenden Piraten die größte Bedrohung. Zahllose felsige unbewohnte Inseln bieten mehr Verstecke und Rückzugsmöglichkeiten, als eine ganze Armee durchsuchen könnte.

Im Osten zum Landesinneren hin hat Lundburg eine nicht genau definierte Grenze zu den Gebieten von Reiternomaden, die durch die flachen Grasebenen und windigen Steppen ziehen. Niemand weiß, wie und wovon diese Leute tatsächlich leben und wo sie zu finden sind, da sie beständig mit ihren kleinen struppigen, aber zähen Pferden herumwandern. Sie scheinen nichts zu besitzen, was es sich zu handeln lohnt, aber sie sind stolz und mutig und ihre kurzen gekrümmten Reiterbögen, deren Pfeile selbst stärkste Kettenhemden durchschlagen können, sind zu Recht gefürchtet.

Im Norden und weit nach Nordosten steigt das Land steil an und erhebt sich erst zu schroffen, bewaldeten Hügeln, dann zu majestätischen Bergen, unter denen ein Volk von Zwergen lebt, die nach Erzen schürfen. Schatzsucher und Abenteurer aus Lundburg drangen immer wieder in die Berge vor, ohne sich um die Grenzen oder Gebräuche der Zwerge zu scheren. Dadurch wurden diese abweisend und misstrauisch. Im Gegenzug werden diejenigen Zwerge, die sich in der Nähe der Menschen und teils sogar in deren Städten niedergelassen haben, als potentielle Spione und heimlichtuerisches, lichtscheues Gesindel verleumdet.

In den dichten Wäldnern zwischen der Ebene und den Bergen leben Elfen, die sich den Bedin­gungen ihres Lebensraumes angepasst haben. Ihre Bekleidung ist eher von praktischen Erwägungen als filigraner Kunstfertigkeit inspiriert und ihre Architektur nutzt natürliche und magische Besonderheiten der Umgebung, um die Bewohner vor den Unbillen des Wetters zu schützen. Die meisten tragen langes, tiefschwarzes Haar und haben eine bleiche, fast rein weiße Haut. Ihr Körperbau ist ein wenig kürzer und kräftiger als der ihrer weiter südlich lebenden Vettern.