Nethra’s Geschichte

Vor etwa 35 Jahren wurde an der Pforte eines Klosters ein neugeborener Junge abgelegt. Die Klosterbewohner akzeptierten die Tat der Mutter, aus welchen Beweggründen heraus sie auch immer ihr Kind weggegeben hatte, nahmen den Kleinen auf und nannten ihn Nethra Ndako, was in einem alten elfischen Dialekt „junger Krieger“ bedeutet.
Nethra wuchs fortan innerhalb der Klostermauern auf und dessen Bewohner waren die einzige Familie, die er je kennenlernte, wodurch er eine starke Bindung zu ihnen entwickelte. Der Klostergemeinschaft zu dienen und ihr immer die Treue zu wahren ist sein höchstes Ziel. Nur manchmal, wenn er mitten in der Nacht aufwacht, klingt eine schwache Erinnerung an Träume in seinem Geist nach, in denen er mit seinen leiblichen Eltern wieder vereint ist. Dann schwört er sich, diesen Traum eines Tages wahr werden zu lassen.
Ohne die Regeln des Klosters auch nur im Geringsten in Zweifel zu ziehen, trainiert Nethra von früh bis spät Körper und Seele. So entwickelt er sich zu einem mustergültigen Mönch. Sein Alltag, der nach den Richtmaßen der Gebete und Normen des Kampftrainings geordnet ist, ließen seine Fähigkeiten für Kritik und logisches Denken verkümmern. Nie fiel es ihm ein, die in den Büchern geschriebenen Wahrheiten oder das Wort seiner Ausbilder zu hinterfragen.
Das Leben außerhalb der Klostermauern blieb für ihn ein Mysterium. Menschen, die nicht nach den strengen, asketischen Regeln der Klostergemeinschaft leben, sind für ihn verweichlicht und verblendet. Gesetze zu brechen, käme ihm nie in den Sinn. Und sein Gerechtigkeitsempfinden ist durch keinerlei Güte gemildert. Kleinere Regelverstöße tadelt er mit scharfen Worten. Größere Vergehen zeigt er an – und wenn es keine Instanz gibt, die ein Verbrechen ahndet, handelt er selbst als Kläger, Richter und Henker.
Zu seiner großen Überraschung wählte ihn die Klostervorsteherin Hu Feng Long aus, um ihrer Tochter Jian eine wichtige Nachricht zu überbringen. Irritiert nimmt er zu Kenntnis, dass er dazu zu Jians Großvater Hu Hao Feng nach Meskat reisen muss. Gleichwohl ist der Wunsch seiner Vorgesetzten ihm Befehl. Sofort bereitet er sich auf die Fahrt vor, so gut das mit seinem erlernten Bücherwissen möglich ist. Selbstverständlich ist seine Absicht, sich der Botschaft so schnell wie möglich zu entledigen und in die vertraute Gemeinschaft zurückkehren zu können.
Doch nicht ohne Grund wählte ihn die Klostervorsteherin für diese Mission aus. Längst hatte sie erkannt, dass er nicht nur körperlich, sondern auch geistig eingemauert lebt. Sie will, dass er seinen Erfahrungshorizont erweitert, andere Sitten und Lebensweisen kennen und akzeptieren lernt und dass die scharfen Kanten seiner erbarmungslosen Gesetzes-Ethik an der harten Realität durch Pragmatismus abgeschliffen werden. Selbstverständlich weiß sie, dass dies für Nethra nicht nur in Meilen gemessen ein langer Weg sein wird.
Auf dem Schiff nach Meskat lernte er eine Bardin namens Roxane kennen, die ihn von einem Doppelgänger berichtete – ein Zwillingsbruder? Zu Roxane entwickelte er eine ungewohnte Anziehung, was ihn sehr verunsicherte. Jian verschaffte ihm eine umfangreiche Lehrstunde in der „Schule der Liebe“, zu der die Kampfschule inzwischen umgewidmet wurde, die ihm half, seine anfängliche Scheu und Unsicherheit abzulegen. Allerdings ist er nun in einem Zwiespalt zwischen der Loyalität zu seiner Familie und der Zuneigung zu Roxane.

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