Tamme

Tamme, ein junger Waldelf, hat sich bereits auf den Bock des Wagens geschwungen und inspiziert die Zügel und das Zaumzeug sehr genau. „Gute Arbeit, obwohl nicht von mir.“ murmelt er in den nicht vorhandenen Bart. „Ich hätte das Zaumzeug hier noch etwas verstärkt. Und etwas geprägte Ornamente als Schmuck oder um die Götter zu besänftigen hätten auch nicht geschadet.“

Er schwingt sich vom Bock, dabei fallen seine braunen schulterlangen Haare in sein schmales Gesicht und umspielt seine spitzen Ohren. Leichtfüßig kommt der schlanke Elf neben dem Wagen auf und man erkennt nun noch deutlicher, dass er relativ klein ist. Man traut ihm den Umgang mit den großen Nutz- und Reittieren kaum zu. Sein Können und die spitzen, sarkastischen Bemerkungen, die seine Kollegen bei Rokko oftmals von ihm abbekamen, verhinderten viele gehässige Spötteleien der anderen Arbeiter. Zumal er es die anderen auch spüren ließ, wenn er die tagtäglichen Blessuren, die die Arbeit in einer Kutschen- und Wagenwerkstatt mit scharfen Werkzeugen, schweren Materialien und störrischen Tieren, bei jemand behandelte, der ihm zuvor einen Spruch gedrückt hatte.

Im Tageslicht erkennt man eine leichte Bräune, diese ist aber nicht so ausgeprägt wie bei anderen Personen seiner Rasse. Sitzt man mit Tamme in einer Taverne fällt im Licht von Fackeln und Kerzen seine eher blasse Haut auf, die ihn kränklich wirken lässt. In solchen Runden erkennt man auch dass er zwar spitz mit der Zunge aber körperlich zurückhaltend ist. Er tanzt nicht, haut nicht auf den Tisch oder klopft sich schallend lachend auf die Schenkel. Er trinkt keinen Alkohol und meidet zu viel körperliche Nähe. Vielleicht hat er wirklich ein körperliches Gebrechen, welches er verbergen will.

Gerne hilft er aber beim Aufdecken oder Abräumen oder wenn jemand ein Problem hat, welches er mit seinen Talenten lösen kann.

Natürlich kennt er sich mit Pferden und anderen Reittieren aus. Aber auch andere Tiere finden seine Zuneigung. Natürlich kümmerte er sich um die Stallkatze in der Werkstatt, die das Ungeziefer in passablen Rahmen hielt. Man hatte ihn aber auch schon dabei beobachtet, wie er eine verletzte Ratte pflegte oder das Netz einer Spinne fast zärtlich und mit einem Gefühl des Bedauerns entfernte.

Darauf angesprochen erzählt er, dass seine Familie mindestens seit der Generation der Großeltern, andere Teile der Familie schon länger in Neverwinter und Umgebung leben. Offensichtlich stolz ist er auf die bei Rokko durch den Meister, die anderen und ihn selbst geleistete Arbeit. Obwohl er jetzt auf die Walz geht, betont er bei jeder Gelegenheit, wie dankbar er Rokko und den anderen ist und deren Wort genauso hoch wie deren Werkstücke schätzt. Noch ist er davon überzeugt, nach etwa einem Jahr auf der Walz zurück in die Werkstatt zu kommen und seine neuen Erfahrungen für Rokkos Betrieb einzusetzen. Er hört aber mit seinen spitzen Ohren begeistert zu, wenn die anderen aus der Gruppe von erlebten oder zu erlebenden Abenteuern erzählen. Wenn die Geschichten zu fantastisch werden lässt er sie mit Ironie wissen, dass man noch nicht bereits so viel erlebt und überlebt haben kann, wenn man bei täglichen Dingen noch grün hinter den Ohren sei.

Draußen in der Natur erlebt man, dass er durch seine Großmutter mütterlicherseits häufig in die Natur mitgenommen worden war, er sich bei Fauna und Flora und er sicherlich dort überleben würde. Hier schlagen die Gene als Waldelf noch sehr durch. Des Nachts im Freien schaut er begeistert zu den Sternen, als ob diese ihm Geschichten erzählen würden und er sich zu ihnen hingezogen fühlen würde. Wenn in der Ferne ein Wolfsrudel heult nimmt er deren Gesang auf und summt dazu mythische Melodien. Als sich eines Abends ein Dachs ins Lager verirrt spricht er beruhigend auf das Tier ein und dieses zieht sich zurück ohne jemanden zu verletzen oder die Vorräte zu plündern. Anscheinend ist sein Talent nicht nur auf Mulis beschränkt, obwohl er vom Umgang mit diesen den Spitznamen „Hanke“ bekam, was im Dialekt seiner Waldelfengemeinschaft so viel heißt wie „der, der Mulis krault“. Man merkt von Tag zu Tag und Nacht zu Nacht, dass sein Interesse an ordentlichen Zaumzeug und Lederfederungen etwas schwindet und er die Freiheit der Natur in sich aufsaugt.

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