Briefe an Livia (2)

Nachdem sie Tarquinias zweiten Brief gelesen hatte, bat Livia Malena um den Gefallen, mittels Sending Botschaften an ihre Mutter Julilla und an die Hohepriesterin des Lux-Tempels in Sarsina zu senden. Einen Monat später kommt Julillas Antwortbrief.
Livias Briefe Nummer 3 und 4 an ihre Tochter müssten ungefähr zur selben Zeit bei dieser angekommen sein.

Julilla schreibt, dass die Botschaft und deren ungewöhnliche Zustellungsweise sie noch mehr besorgt hat, als sie ohnehin schon gewesen sei. Tarquinia habe sich in den vergangenen Monaten grundlegend verändert. Sie sei nun viel eigenständiger und selbstbewusster, was ihre Großmutter einerseits sehr freue. Andererseits schotte sich Tarquinia richtiggehend gegen Julilla ab und weise gutgemeinte Ratschläge barsch zurück. Stattdessen suche Tarquinia mehr und mehr den Rat des neuen Hofmagiers, den sie zu Beginn des Winters wegen eines Zauberbuchs für ihre Mutter konsultiert und dann spontan angestellt habe.
Der überraschende Besuch der Hohepriesterin am Tag nach der Botschaft und deren Auskunft, dass auch sie eine dringliche Nachricht von Livia erhalten habe, habe Julillas Sorge noch vergrößert. Die Hohepriesterin habe ein privates Gespräch mit Tarquinia geführt und sei dann ohne Verabschiedung abgereist, obwohl Julilla gehofft hatte, sich anschließend noch vertraulich mit ihr unterhalten zu können.
Während sich Tarquinia von ihr distanziere, mache ihr jüngster Enkel Caecilius Julilla sehr viel Freude. Seine Pflichten als Page verrichte er mittlerweile routiniert und körperlich entwickle er sich zusehends, so dass man erahnen könne, was für ein stattlicher, gutaussehender Mann er einmal werde. Julilla müsse dann aber immer daran denken, was wohl aus Nonnius geworden wäre, der zu früh aus dem Leben gerissen wurde, und das mache sie traurig. Hier läge auch der Grund für ihre größte Sorge, denn Tarquinia rede seit dem Herbst davon, dass er nicht gestorben sei, sondern als Knappe im Dienst eines fahrenden Ritters durchs Land reise und zurückkehre, wenn er selbst den Ritterstand erreicht hätte. Seit der Meinungsverschiedenheit über Metellas Zukunft – deren Schwärmerei für einen Jungen aus dem Dorf den Göttern sei Dank wieder verflogen sei – ende aber fast jede ernsthafte Unterhaltung Julillas mit Tarquinia im Streit, so dass sie nicht zu ihr durchdringen könne, um ihr diesen Unsinn auszureden.
Der Brief endet mit dem Segen und besten Wünschen für Livia sowie der Hoffnung, dass sie sich gesund und glücklich wiedersehen werden.

Ungefähr eine Woche später abgesandt wurde ein Brief des Provisors vom Lux-Tempels in Sarsina. Er wendet sich an Livia, weil die Hohepriesterin ihm eröffnete, dass sie eine Botschaft von der Baronin-Mutter erhalten habe und sie umgehend Tarquinia aufsuchen müsse. Nachdem sie drei Tage später noch nicht zurückgekehrt sei, habe er ihr einen Boten mit dringender Korrespondenz nachgesendet. Dieser sei aber unverrichteter Dinge zurückgekehrt mit der Auskunft, dass die Hohepriesterin sich nur für einen kurzen Besuch bei Hofe aufgehalten und dann sofort wieder abgereist sei. Ihr Ziel sei unbekannt, man habe aber angenommen, dass sie zum Tempel zurückgekehrt sei. Der Provisor bittet um Auskunft, ob Livia Kenntnis darüber hat, wo sich die Hohepriesterin aufhält, da er vermutet, dass ihre Abwesenheit mit der Botschaft zusammenhängen könnte.

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