Hardenburg

Die Stadt Hardenburg ist eigentlich ein recht gemütlicher Ort, um sein Leben in Ruhe zu genießen. Sie liegt zwar an einer Landstraße, aber abseits der richtig großen Handelsrouten. An feindliche Heere oder sonstige äußere Bedrohungen kann sich kein Einwohner aus eigener Erfahrung erinnern. So reicht eine kleine Stadtwache aus, um die Tore zu kontrollieren und in den wichtigsten Straßen für Ordnung zu sorgen. Und wenn diejenigen Einwohner, die es mit dem Gesetz nicht ganz so genau nehmen, es dabei nicht übertreiben, sparen sich die Wächter auch mal die Energie, jedem Verdächtigen hinterher zu rennen.

Im Umfeld der Stadt wird ausreichend Landwirtschaft betrieben, um die Bevölkerung zu ernähren und Rohstoffe für die Weber, die einen Großteil der örtlichen Handwerkerschaft ausmachen, mit Rohstoffen zu versorgen. Westlich und nordöstlich der Stadt sind ausgedehnte Wälder, so dass es auch nicht an Bauholz mangelt. Man hat sein Auskommen und gönnt dem Nachbarn seines.

Vogt Wergert, dem König Roland die Verwaltung Hardenburgs übertragen hat, schätzte sich glücklich, gerade hier das Sagen zu haben. Sein Leben war gut, er hatte bei seinen Entscheidungen freie Hand und die Zahl der Klagen, um die er sich kümmern musste, hielt sich in Grenzen.

Das Glück endete, als Prinz Robert auftauchte. Der jüngste Sohn von König Roland hatte es mit seinem zügellosen Benehmen und Ungehorsam gegenüber seinem Vater letztlich übertrieben. Der König verbannte ihn aus der Hauptstadt und nahm vermutlich an, dass der Tunichtgut in einer ruhigen, beschaulichen Umgebung wie Hardenburg nicht viel Unfug anstellen konnte. Eine Truppe breitschultriger Elitesoldaten, jeder mindestens einen Kopf größer als der Jüngling, lieferte ihn bei Vogt Wergert ab und verließ Hardenburg noch in derselben Stunde.

Von diesem Tag an hatte Wergert keine ruhige Minute mehr und musste sich täglich etliche Klagen von Bürgern anhören, die der Prinz, dessen Verhalten und Manieren genauso ungekämmt wie seine Haare waren, gegen sich aufgebracht hatte. Keine ruhige Minute, bis heute …

Wergert wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war ja schon öfter vorgekommen, dass Prinz Robert eine Nacht oder auch zwei ganze Tage verschollen war, versumpft in einer Spelunke oder im Bett eines Weibsbilds. Aber nun schien er wie vom Erdboden verschluckt. Niemand hatte eine Ahnung, wo der Bursche steckte. Wergert musste ihn unbedingt wiederfinden, bevor das Verschwinden allgemein bekannt wurde und der König davon Wind bekam. Auf keinen Fall durfte deshalb eine großangelegte Suche stattfinden. Diese Situation verlangte nach subtileren Mitteln.

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