Ahoi, ihr Landratten!

Nach der Rückkehr vom Ausflug nach Schleimhöhle hattet ihr kaum Gelegenheit, euch auszuruhen. Schon eine Stunde, nachdem eure Ankunft bemerkt wurde, überbrachte euch ein Bote des Grafen die dringende Bitte, euch in der Burg zu melden. Selbstverständlich machtet ihr euch sofort auf den Weg und wurdet, kaum dass ihr euch am Burgtor zu erkennen gegeben hattet, zum Generalstab geleitet.

Im Kartenraum stand Graf Reinhard im Kreis hoher Offiziere über einen massiven Tisch gebeugt, auf dem Papiere, Depeschen, Land- und Seekarten verteilt waren. Die ganze Wand nahm eine große, bunte Karte der Provinz ein. Erst auf den zweiten Blick bemerktet ihr einen Bekannten, der unauffällig auf einem geplosterten Stuhl neben einem der großen Fenster saß – Baron von Hirschberg nickte euch still zu.

„Ah, gut dass ihr so schnell gekommen seid,“ begrüßte euch der Landesherr, „ich fürchte, ich muss eure Großmut ein weiteres Mal in Anspruch nehmen. Wie ihr sicher schon gehört habt, sind die Kämpfe zwischen Lundburg und Sigholm ausgebrochen. Dank eures heldenhaften Einsatzes in Schattental müssen wir keine unmittelbare Angriffe durch Landtruppen aus Westen befürchten. Die Pässe, über die ein Einmarsch größerer Truppenteile möglich wäre, sind gesperrt und die Bergfestungen ausreichend bemannt. Aber auf See sieht die Lage nicht ganz so gut aus.“

Er nahm sich ein Blatt Papier vom nächstliegenden Stapel und warf es, ohne einen Blick darauf geworfen zu haben, schnaubend zurück auf den Tisch.

„Die Berichte, die uns erreichen, sind widersprüchlich und beunruhigend. Einerseits haben wir die zurückliegenden Monate gut genutzt, unsere Flotte zu verstärken. Neben den Kriegsschiffen haben wir auch Handelsschiffe und Küstensegler dienstverpflichtet. Sie mit kampferprobten Besatzungen zu bemannen, stellte auch kein Problem dar. Man sagt ja“, grinste er, „in jedem echten Lundburger Seemann steckt ein Pirat. So konnten wir den Sigholmern auf See mindestens Paroli bieten. Ich fürchte aber, dass es sich bei den bisherigen Zusammentreffen nur um kleine Geplänkel handelte, durch die unsere Stärke und Entschlossenheit geprüft werden soll. Wenn wir eine Schwäche zeigen oder die Verteidigung in einem Teil der Küste aufgeben, müssen wir mit dem geballten Angriff einer großen Landungsflotte rechnen. Daher müssen wir die verfügbaren Einheiten auf die gesamte Länge der Küste verteilen. Und diese Taktik wiederum scheint der Feind auf eine uns nicht durchschaubare Weise auszunutzen.“

Reinhard ließ sich rückwärts in den hinter ihm stehenden Sessel fallen und rieb sich müde die Schläfen, ehe er weitersprach.

„Es bildet sich folgendes Muster heraus: immer wenn eines unserer Schiffe tagsüber ein Gefecht gewinnt, wird es nachts angegriffen und versenkt. Auf Dauer können wir uns stetige Verluste nicht leisten, ohne eine Lücke in unsere Verteidigung zu reißen. Die Überlebenden, falls es denn welche gibt, sind geistig verwirrt, ihre Aussagen daher unglaubwürdig. Ich brauche Leute, die sich durch unbekannte Gefahren nicht schrecken lassen und Licht ins Dunkel bringen.“

Hoffnungsvoll hob er den Blick und sah von einem zum nächsten.

„Was sagt ihr? Kann ich mit euch rechnen?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, fügte er hinzu:

„Wenn ihr ja sagt, könnt ihr euch ein beliebiges Schiff aussuchen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Kapitän Bormar wird euch eine Liste geben, welche derzeit einsatzbereit in Ernhaven liegen.“

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