Titel

Die Tage mit dem König wurden eine überraschend angenehme Erfahrung. Nach der erwartet steifen Begrüßung und formellen Vorstellung lebte König Arnold sozusagen von Stunde zu Stunde auf. Die lockere Umgebung des Landhauses fernab jedes höfischen Zeremoniels tat ihm sichtlich wohl und nach drei Tagen hätte ihm niemand, der ihn nicht kannte, für den König und obersten Lehnsherrn des Landes gehalten.
Arnold (er bat seine „Beschützer“, auf die förmliche Anrede zu verzichten) war ein für seine knapp dreißig Jahre recht ernsthafter und bedächtiger junger Mann – vermutlich eine Art Nebeneffekt seines Jobs. Er war sicherlich überdurchschnittlich weise, ansonsten schien er aber ein gewöhnlicher Mensch zu sein, weder besonders ehrgeizig, noch autoritär, den nur das Schicksal seiner Geburt auf den Thron gebracht hatte.
Er zeigte jedoch sehr großes Interesse an den Abenteuern seiner Wohngenossen auf Zeit und ließ sich alle detailliert und die meisten wiederholt berichten. Es wirkte, als bedauere er es, nicht selbst hinaus in die Wildnis ziehen zu können. Seine Fähigkeiten und seine Erfahrungen lagen aber auf einem ganz anderen Gebiet.

Als schließlich Baron von Hirschberg erschien, um den König abzuholen, ging eine erstaunliche Rückverwandlung mit dem jungen Herrscher vor sich. Binnen Augenblicken war er wieder ein selbstsicherer und befehlsgewohnter Adliger. Nur kurz flackerte der lockere Arnold nch einmal auf, als er sich persönlich von jedem verabschiedete. Dann setzte er noch zu einer kleinen Abschiedsrede an.

„Mir wurde vn euren Taten berichtet. Sie aber aus eurem eigenen Mund zu hören, zu spüren, welche Gefahren und welches Leid ihr auf euch genommen habt, um euer Land zu schützen, war etwas ganz anderes. Ich denke daher, dass die Belohnungen, die euch zu Teil wurden, bei weiten nicht ausreichend waren. Ihr solltet zum Dank etwas erhalten, was auf immer zeigt, was ihr getan habt.
Zwar kann ich euch nicht direkt mit Titeln und Ländereien belehnen, die in der Grafschaft liegen, aber ich glaube, dass mein Wort bei Graf Reinhard nicht ungehört bleiben wird, wenn ich ihn bitte, an euch zu denken. Der werte Baron hier hat sich erkundigt. Derzeit sind zwei Titel ledig. Im Osten des Landes verschied ein Ritter, ohne rechtmäßige Erben zu hinterlassen. Und an der Küste im Norden wurde ein Freiherr seiner Ämter und Titel enthoben, weil ihm Beteiligung an Piratenüberfällen nachgewiesen wurde.
Sollte es den ein oder anderen von euch also gelüsten, etwas mehr Verantwortung zu übernehmen, lasst Baron Hirschberg eine Nachricht zukommen. Er wird dafür sorgen, dass eure Botschaft das richtige Ziel erreicht.
Und nun lebt wohl. Ich muss zurück an meine Arbeit.“

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