Silbereschingen (Teil 1)

Aus dem Schatten des Waldes erblicken die Helden nach der wochenlangen Reise zum ersten Mal wieder die Türme von Silbereschingen. Auch wenn es nicht ihre eigentliche Heimat ist, kommt doch ein Gefühl der Rückkehr an einen gewohnten Ort auf. Die kleine Stadt hat sich in der relativ kurzen Zeit sichtlich verändert. Es sind deutlich mehr Leute unterwegs und ein steter Strom an Waren fließt durch die Tore, die von Bewaffneten streng bewacht werden. Am auffälligsten ist jedoch, dass auf der vormals stillstehenden Baustelle am Palast reger Betrieb herrscht.

Ehe sie sich dem Ort nähern, suchen sie das Gespräch mit einem Händler, der nach dem Abliefern seiner Ware nach Süden zurück reist. Der bestätigt, dass Franz von Silberesche in Gold zu schwimmen scheint. Woher das Gold stammt, ist dem Händler aber herzlich egal, so lange ein guter Teil davon in seinen Taschen landet.

Dann reihen sich die Abenteurer in die Schlange der Bauernwagen ein, die Lebensmittel zum Markt bringen. Am Tor lassen sie sich in eine Diskussion mit den Wächtern ein, die äußerlich aber eher den Eindruck von Wegelagerern machen. Tanner beendet die Konfrontation, indem er den geforderten Zoll bezahlt, ehe es zu Handgreiflichkeiten kommt.

In der Stadt nehmen die Helden Quartier im Gasthaus von Jakob Kaltner, das sie noch von ihrem letzten Besuch kennen. Das Haus hat sich äußerlich nicht verändert und ist noch immer gemütlich und einladend. Aber die Menschen scheinen verändert und zwar nicht zum besseren, obwohl die einstmals aufgrund des Versiegens der Silbermine vorherrschende Sorge vor Verarmung überwunden ist. Jakob erzählt mit gedämpfter Stimme, damit die anderen Gäste nichts mitbekommen, dass sein deutlich gestiegener Umsatz durch neue Steuern abgeschöpft wird, die kaum mehr als verhohlenes Schutzgeld der wie Straßenbanden auftretenden Wächter sind.

Einer Schneiderin, die Variel aufsucht, kann er entlocken, dass sich der Baron nur noch von Luxusschneidern aus der Großstadt mit feinen Gewändern einkleiden lässt, sie selbst aber auch durch Aufträge für die Ausstattung der Bediensteten zufriedenstellende Geschäfte macht. Bei ihren Lieferungen im Palast schnappte sie Geschwätz auf, dass in den tiefsten Verliesen Monster hausen, die Leute verschwinden lassen, weshalb die Mägde Angst haben, dorthin hinab zu steigen. Auch der neue Berater des Barons, der ihm nicht von der Seite weicht, scheint ein zwielichtiger Typ zu sein, schon äußerlich durch seine Hörner auf dem Kopf.

Talaviël will herausfinden, ob es in Silbereschingen eine Diebesgilde gibt. Und tatsächlich kann er auf der Straße einen Schurken ausmachen, der ihm mit Zeichen zu verstehen gibt, ihm in eine enge Seitengasse zu folgen. Dort erwartet den Elfen ein Hinterhalt. Von den Gangstern eingekreist entscheidet er sich zur Flucht, macht sich unsichtbar und entkommt zur Hauptstraße, wo die Verfolger seine Spur verlieren.

Hal will sein altes Labor in der Silbermine aufsuchen, findet den Zugang zum Berg aber durch eine nagelneue, streng bewachte Palisade versperrt. Mit Variels Hilfe kann er den geheimen Zugang zu ihren alten Freunden, den Kobolden wiederfinden und steigt die Stollen hinauf. Seine Laborausrüstung ist jedoch zerstört und die wertvollsten Teile wurden gestohlen.

Variel späht noch in Tiergestalt das Innere der Burg aus und findet geschäftige Bewohner und eine gut organisierte Besatzung vor. Auch den Verwalter Meier entdeckt er, der geschäftig seinen Aufgaben nachgeht, aber nur noch für die Organisation der täglichen Arbeiten zuständig zu sein scheint, während die militärische Bewachung in der Hand neuer Offiziere liegt, die ihr Geschäft verstehen und ihre Untergebenen mit strenger Disziplin führen.

Aus den Informationen, die sie bis dahin zusammengetragen haben, schließen die Helden, dass sie den Berater ausschalten müssen. Talaviel stiehlt dem Steuereintreiber, der täglich in Jakobs Gasthaus vorbeikommt, eine Urkunde aus der Tasche und gemeinsam fälschen sie mit dem daran befestigten Siegel einen Lieferschein. Mit einem geliehenen Karren wollen sie nachts heimlich in die Burg kommen.

Tatsächlich gelingt dieser unnötig komplizierte Plan, der Urkundenfälschung, einen vorgetäuschten Anlass für den Zutritt und nächtliche Heimlichkeit kombiniert – jeder dieser drei Anteile des Plans hätte ausgereicht um in die Burg zu kommen – und nachdem sie zusätzlich noch die Wache getäuscht haben und in den Lagerraum eingebrochen sind, stehen sie in der dunklen Küche. Was jetzt?

Sie entscheiden sich, die Gemächer des Barons zu suchen, weil sie den Berater in dessen Nähe vermuten. Auf dem Weg dorthin kommen sie am Thronsaal vorbei, wo Baron Franz unter Anleitung seines Beraters Mantus Posen für die nächste Audienz einübt. Yorman platzt beim Versuch, heimlich näher zu kommen, in den Saal und marschiert direkt auf Mantus, den Tiefling zu, während die anderen in den Schatten der Säulen huschen, um unentdeckt zu bleiben.

Mantus webt ein Gespinnst aus Tönen seiner Harfe, in dem der Zwerg sich verfängt und damit seine Gedanken dem Tiefling offen liegen. Das Eindringen in seinen Geist wertet Yorman als Angriff und will nun seinerseits den Tiefling angreifen. Mantus erkennt dies sofort und befiehlt der anwesenden Adelsgarde, den Zwerg aufzuhalten. Der Kampf ist eröffnet.

Franz flieht verängstigt durch eine Geheimtür hinter seinem Thron. Mantus kann ihm nicht folgen, weil ein Pfeil von Tanner ihn an die Stufe, auf der er saß, festnagelt. Obwohl er sich sofort losreißt und mit seiner Musik heilt, streckt ihn die nächste Salve des Jägers endgültig nieder. Gleichzeitig entledigt sich Yorman mit Hilfe von Variel und Hal der Gardisten. Talaviël huscht derweil unentdeckt durch den Saal, findet und öffnet die Geheimtür, hinter der zwei magisch animierte Rüstungen als Wächter stehen. Akrobatisch windet er sich zwischen ihnen durch, ohne dass sie ihn greifen können. Die anderen Abenteurer folgen ihm, Tanner nicht ohne zuvor den Leichnam des Tieflings auf seine Schultern geladen zu haben.

Eine lange Galerie lässt den Elfen innehalten, das riecht zu sehr nach einer Falle, zumal am anderen Ende des Ganges eine Klappe in der Wand halb offen steht, die fatal an das Abenteuer im Keller der Vampire erinnert. Hal rennt, durch ein Elixier beschleunigt, an ihm vorbei, so dass ihn einer der vergifteten Pfeile, die als Sperrfeuer in die Galerie geschossen werden, trifft. Am Ende steht er auf Zehenspitzen vor der Schalttafel, seine beschränkten Diebesfertigkeiten reichen aber nicht aus, um das Gewirr aus Rädern, Knöpfen und Drähten zu verstehen und die Falle zu entschärfen.

Talaviël eilt ihm hinterher, weicht den aus allen Richtungen heranschwirrenden Geschossen aus und drückt die richtigen Knöpfe, so dass der Rest der Gruppe gefahrlos folgen kann. Dem Gnom geht es unterdessen immer schlechter, das Gift frisst sich in seinen Körper und beginnt, ihn zu lähmen. Selbst das eilig genommene Gegengift hilft nicht. Nur mit Heiltränken, die den fortschreitenden Schaden reparieren, übersteht er die bangen Minuten, bis die Wirkung des Gifts nachlässt.

Die Abenteurer folgen dem intensiven Parfumduft des Barons und etliche Stockwerke tiefer hören sie seine sich überschlagende Stimme: „Lasst mich durch und beschützt mich! Ihr seid dazu verpflichtet!“

Als sie näherkommen, erkennen die Helden, dass Franz vor einer breiten Tür steht und zwei Bartteufel ihm mit gekreuzten Waffen den Zutritt verwehren.

„Philli, Philli, lass mich rein! Wir haben einen Vertrag!“, ruft der junge Baron zunehmend verzweifelt.

Aber er wird nicht erhört. Die Verfolger schließen auf. In die Enge getrieben zwischen den Abenteurern und den Teufeln offenbart Franz ungeahnte Kampffähigkeiten, die sich sogar mit denen Yormans messen können. Geschützt durch einen stabilen Schild und ein Kettenhemd aus magischem Silber, das er unter seiner Kleidung trägt, steht er im Zweikampf seinen Mann, während die Teufel, die nur die Tür verteidigen, von den Angreifern gefällt werden.

Zuletzt greift Franz, schwer verletzt und vor der Tür zu Boden geworfen mit letzter Kraft nach der Klinke und sinkt mit der sich öffnenden Tür in den Raum dahinter.

„Philli, hilf mir,“ sind seine letzten Worte.

Angewidert erkennt Tanner einen Teufel, in deren Namen Hobgoblins die Heimat seiner Schwester angegriffen haben. Ohne Zögern feuert er versilberte Pfeile auf sie ab.

Talaviël huscht in den Raum und geht hinter dem massiven Schreibtisch, auf dem die Teufelin zahlreiche Schriftstücke ausgebreitet hat, in Deckung. Auch Yorman stürmt heran und landet mit einem einzigen Sprung auf dem Tisch. Seinem Hammerstreich weicht die Gegnerin aber leichtfüßig aus.

Deren Gegenschlag ist ein Feuerball, der alle Umstehenden ansengt und das Papier auf dem Schreibtisch in Brand setzt. Nur die Teufelin und die Verträge, die sie über ihre ausladenden Hörner gehängt hat, werden von den Flammen nicht berührt.

In Gestalt eines großen Bären wirft sich Variel gegen das brennende Möbelstück und rammt es in Richtung Wand. Von dem Schwung getragen stößt sich Yorman ab, um den Flammen, die ihn umhüllen, zu entkommen und gleichzeitig im Flug seinen nächsten Schlag auszuführen.

Philli ist weiterhin unbeeindruckt und mit einem Augenzwinkern steht sie plötzlich bei Hal, der vor der Hitze aus dem Raum zurückgewichen war. Als die anderen ihr folgen und versuchen, sie in die Zange zu nehmen, zuckt ein Blitz aus ihrer Hand, der Hal niederstreckt und Yorman verwundet. Einen Lidschlag später steht sie hinter Tanner, der sie aus der Entfernung mit Pfeilen eindeckte. Wie eine Peitsche schleudert sie einen der langen Verträge nach ihm. Das Papier windet sich um ihn und fesselt ihn, dabei schneidet es so tief in sein Fleisch, dass die Wunden nicht mehr aufhören zu bluten.

Yorman stürmt heran, greift aus vollem Lauf seinen Hammer, den er zuvor nach Philli geworfen hatte, und schleudert ihn ein weiteres Mal. Die Waffe prallt auf sein Ziel, aber da Teufel gegen nicht silberne Waffen resistent sind, verursacht er nicht den Hauch von Schaden.

Doch peitscht im Gegenzug ein weiterer Vertrag um den Zwerg und tötet ihn fast. Bewusstlos sinkt Yorman nieder. Verzweifelt versucht Tanner, sich aus dem höllischen Dokument zu befreien, während das Leben mit seinem Blut aus ihm strömt. Variel hat derweil alle Hände voll damit zu tun, erst den Gnom und dann den Zwerg vor dem Tod zu bewahren.

Als Philli sich zurückzieht, folgt Talaviël ihr unvorsichtigerweise. Auch ihn verstrickt ein langes Papierband und fortan muss er hilflos zusehen, wie seine Kameraden zunehmend verzweifelt weiterkämpfen.

Knapp dem Tod entronnen eilt Yorman der Teufelin hinterher, doch ein Stoß ihrer nadelspitzen Hörner reißt seine Wunden wieder auf. Schwer getroffen fällt er, während Philli ein magisches Portal öffnet. Bedauernd mit dem Kopf schüttelnd tritt sie hindurch in eine von Schwefeldämpfen verhüllte andere Welt und grummelt: „Es hätte nicht soweit kommen müssen.“

Unter Explosionen lösen sich die im brennenden Schreibtisch verborgenen magischen Gegenstände in Rauch auf und das darin aufbewahrte Gold verschmilzt zu einem großen, rußigen Klumpen.

Sich gegenseitig unterstützend befreien sich die Helden von den papierenen Fesseln und beginnen, ihre Wunden zu pflegen. Da hören Tanner, Yorman und Talaviël, die von Verträgen gebunden waren, eine Stimme in ihrem Kopf. Zuckersüß säuselt Phillis Stimme: „Ich glaube, unsere erste Begegnung fand auf dem falschen Fuß statt. Vielleicht können wir, wenn alle vernünftig sind und ihr eure Waffen bei euch behaltet, doch noch ins Gespräch kommen?“

Dann hört man ein Zischen aus dem verrauchten Raum, in dem Philli zum ersten Mal auftauchte, als ob Wind durch eine sich öffnende Tür bläst, und der Gestank von Schwefel weht heran…

To be continued

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