The Master’s Vault (Teil 3)

Hoch wie ein Pferd und doppelt so breit blockiert Vixthra den Höhlenausgang. Grünliches Gift tropft von ihren Kieferzangen, die kräftig genug aussehen, um den Arm eines Menschen abzutrennen. Ihr Körper ist von einem dicken Chitinpanzer wie von einer Rüstung geschützt. Lucretia, die sich mit allen Arten von Tieren auskennt, kann keine Schwachstelle an der Riesenspinne erkennen und weicht zurück. Thalios stellt sich ritterlich zwischen die Druidin und das Biest, was ihn beinahe das Leben kosten sollte. Derweil rennt Opal zu dem Hebel im hinteren Teil der Höhle und legt diesen um, wodurch sich der Käfig hebt und Michel befreit. Inzwischen sind Eralin und Darrak draußen vor dem Wasserfall angekommen und hören die Kampfgeräusche.

Thalios‘ Hammer geht auf die Spinne nieder, kann aber den harten Panzer kaum knacken. Lucretia erschafft Feuer in ihren Händen und schleudert es dem Biest an den Kopf. Das Monster aber beißt unbeeindruckt durch die Rüstung des Paladins und schlägt eine tiefe Wunde. Tödlich getroffen geht der Ritter zu Boden. Die Spinne schreitet mit ihren langen Beinen über ihn hinweg, sie ist sich ihrer ersten Beute sicher, doch ihre Gier nach noch mehr Fressen ist noch lange nicht gestillt. Die Waffen seiner Opfer können ihm kaum etwas anhaben.

Da kommen die beiden Nachzügler in die Höhle. Die Drachengeborene schießt einen Feuerbolzen auf das fette Hinterteil des Spinnentiers, das sich damit plötzlich von hinten und vorne von Feuer bedroht fühlt und sich flink an die Decke in Sicherheit bringen möchte. Darrak läuft nur mit seinem Kampfhandschuh bewaffnet auf den Gegner zu. Von den Fallgruben der Kobolde nimmt er in dem Durcheinander keine Notiz. Auch Eralin rennt durch das Koboldlager, da gibt plötzlich der Boden unter ihren Füßen nach. Reflexartig kann sie in letzter Sekunde zurückspringen und entgeht so dem Sturz in die tiefe Fallgrube.

Thalios‘ Leben zerrinnt mit jedem Pulsschlag mehr und mehr, todesbleich liegt er in einer größer werdenden Lache seines eigenen Blutes.

Opals Schleuder sirrt laut, als sie einen spitzen Stein auf die an der Decke hängende Spinne abfeuert. Das Geschoss trifft das Untier an der schmalen Stelle zwischen Kopf und Vorderleib, bricht ihr das Genick und Vixthra stürzt herab, bleibt auf dem Rücken liegen und in letzten Todeszuckungen krümmen sich ihre acht Beine, als wolle sie etwas umarmen.

Lucretia fällt neben ihrem gefallenen Beschützer auf die Knie und presst ihre Hände auf dessen Wunde, kann die Blutung aber nicht stillen. Auch Opal eilt herbei und spricht der Gefährtin Mut zu. Diese klemmt die durchtrennten Blutgefäße in höchster Not mit ihren eigenen Fingern ab, bis die Genasi einen festen Druckverband angelegt hat. Noch immer ist der Schwerverletzte bewusstlos, aber sein Atem beruhigt sich. Und als sie sicher sind, dass sie ihn von der Schwelle des Todes zurückgeholt haben, tragen ihn die Freunde vorsichtig ins Freie an die frische Luft.

Nachdem die unmittelbare Bedrohung vorüber ist, erinnern sich die Helden daran, dass einer der Kobolde in die dunkle Tiefe der Höhle geflohen ist. Auch das seltsame blaue Leuchten, das die Höhle erhellt, weckt nun ihre Neugier. Opal schwebt hinauf, nachdem ein Loch in die dichten Spinnweben, die den Blick auf die Höhlendecke verbargen, gebrannt ist. Das blaue Licht stammt von drei Kacheln, die in die Felsen eingebettet sind. Die Magierin reißt sie aus ihren Halterungen und taucht die Kammer damit in Dunkelheit. Sofort entzündet Lucretia ein Flamme. Und in deren Schein glitzert etwas metallisch in dem Müllhaufen, neben dem der Koboldschamane gehaust hatte. Als sie erkennen, dass es sich um Gold handelt, stürzen sich alle in den stinkenden Unrat und sammeln das Geld ein. Zuletzt brennt Eralin den Haufen nieder, findet in den Überresten aber nur noch ein paar liegen gebliebene Münzen.

Danach suchen Opal und Lucretia den letzten Kobold und finden ihn wie einen dicken Käfer im festen Netz der Spinne klebend. Sein Verhör bringt zu Tage, dass er der einzige Überlebende einer Koboldsippe ist, die von Orks überfallen wurde und in diese Höhle flüchtete. Vixthra fraß einige der fetten, saftigen Orks und vertrieb die anderen. Aus Dank erklärte der Koboldschamane die Riesenspinne zu ihrer Schutzheiligen und von dem Tag an brachten sie ihr den größten Teil ihrer Jagdbeute als Opfer dar, einschließlich der gelegentlichen Goldsucher, die in ihre Fallgruben gerieten. Alle Wertgegenstände aber versteckte der Schamane an einem geheimen Ort – im Müllhaufen.

Da er keine Bedrohung mehr darstellt, befreien die Abenteurer den mickrigen Kobold aus dem Spinnennetz und er flieht in ein freies aber vermutlich kurzes Leben.

Thalios ist inzwischen wieder zu Bewusstsein gekommen und damit er sich weiter erholen kann, legt die Gruppe eine Rast ein. Michel wagt trotz des eisigen Windes sogar ein Bad im kalten Bergbach.

Nach dieser einschneidenden Erfahrung beschließt die Gruppe, zunächst in Parabor Heiltränke zu kaufen, ehe sie sich an die dritte gefährliche Aufgabe wagt. In der Stadt angekommen gehen sie direkt zum Laden „Stöpsel und Feder“, in dem Groknarg magische Ausrüstung verkauft. Der Halbork-Magier ist eine bemerkenswerte Erscheinung, sein hoher Intellekt und seine gestelzte Sprache irritieren seine Umgebung noch viel mehr, als es ein barbarischer Halbork in einer zivilisierten Stadt je könnte. Leider sind seine Preise auch irritierend hoch. Aber wieder überrascht Elaria sie im Nachhinein, da sie vor ihrem Tod eine Bestellung von sechs Heiltränken für ihre Schüler aufgegeben und im Voraus bezahlt hatte.

Auf dem Weg kaufen einige der Abenteurer noch Getränke aus dem Gasthaus Rowdy Room, um unterwegs etwas außer Wasser zu Trinken zu haben. Vor allem Opal deckt sich mit dem Schnaps ein, ohne den sie nicht mehr einschlafen kann.

So ausgestattet marschieren die sechs Helden weiter zum Dolor Forest, um die letzten drei Kacheln zu finden. Kaum haben sie die ersten Bäume passiert, scheinen sie in eine andere Welt eingetreten zu sein. Das dichte Blattwerk, herabhängende Flechten und wucherndes Unterholz blockieren jedes Tageslicht und auch auf den Geist scheint sich ein Schleier zu legen, der das Denken schwer macht. Glücklicherweise hatte Elaria in weiser Voraussicht den Weg markiert, indem sie ihre Initialen in die Rinde der Bäume schnitt. So gelingt es Lucretia, die Gruppe sicher durch den Urwald zu leiten. Als sie einen Bach überqueren müssen, spüren sie, dass sie beobachtet werden. Drei Paare gelb leuchtender Augen starren aus den Unterholz. Ein Knurren und Heulen kündigt die Raubtiere an, die sich hungrig auf die Wanderer stürzen.

Eralin setzt mit ihrer Magie einen Baum in Brand, wodurch sie einen der drei Wölfe in die Flucht schlagen kann. Die anderen beiden gehen auf ihre Opfer los. Voreilig fuchteln Thalios und Darrak mit ihren Waffen herum, erwischen die flinken Bestien aber nicht. Michel will einen der Wölfe mit seiner Schulter zur Seite rammen, rutscht aber im feuchten Morast aus und klatscht mit dem Gesicht in den Matsch. Einen der Angreifer verletzt Opal mit ihrer Schleuder; Thalios gibt ihm den Rest. Den anderen lenkt Lucretia mit ihrer Stimme ab. Doch als Darrak nach diesem Wolf greift, wird dessen Jagdinstinkt wieder geweckt, er reißt den Zwerg zu Boden und will den Todesbiss an der Kehle ansetzen. Da kracht der Hammer des Paladins herab und zertrümmert das Rückgrat des Wolfes.

Das Adrenalin des überstandenen Kampfes pulsiert durch die Adern der Helden und vertreibt die Lethargie, die sich in der bedrückenden Atmosphäre auf den Geist der Helden gelegt hatte. Ohne weitere Verzögerung erreichen sie eine Lichtung, in deren Mitte ein großer Felsblock mit den eingravierten Buchstaben „H. A.“ aufgestellt ist. Dies muss das Grab von Helene Aerdune sein, die ihre Meisterin so liebte, dass sie sogar im Tod nicht von ihrer Seite weichen wollte.

Ein eisiger Luftzug durchbricht die Windstille des Waldes und geht den Lebenden durch Mark und Bein. Nebel erhebt sich über den Grabstein und formt die Gestalt einer wütenden Frau.

Die Existenz zwischen Leben und Tod beschädigte offensichtlich ihren Verstand und zunächst will sie nicht wahrhaben, dass ihre geliebte Meisterin gestorben ist. Schließlich kann Opal sie davon überzeugen und die Wut verwandelt sich in Trauer. Die sechs Abenteurer versprechen, den Tod der Meisterin zu rächen, doch noch immer ist Helene nicht restlos überzeugt davon, dass sie wirklich Elarias Schüler vor sich hat. Von jedem verlangt sie eine Probe dessen, was sie oder er in der Ausbildung gelernt hat. Doch die Hälfte der Getesteten versagt und der Geist reißt stattdessen die Erinnerungen an die Meisterin direkt aus deren Verstand, was den Opfern unerträgliche Schmerzen verursacht.

Dann endlich entschwindet Helene endgültig in die Nachwelt. Ihr Grabstein fällt um und darunter kommen die letzten drei Kacheln zum Vorschein.

Sofort machen sich die Sechs auf den Rückweg. Doch müssen sie feststellen, dass sie mehr Zeit im Wald verbracht haben, als sie geglaubt hatten und so kommen sie erst in völliger Dunkelheit zurück nach Parabor. Nach einem späten Abendessen gehen sie erschöpft zu Bett. Eingedenk der Warnung in Elarias Testament legen sie sich aber alle in einem Zimmer gemeinsam zur Ruhe und stellen eine Wache an die Tür.

Dies war klug und vorausschauend gehandelt. Nach Mitternacht hört Darrak, der die zweite Schicht übernommen hatte, das Schlurfen von Krallenfüßen auf dem Flur. Er weckt Thalios und gemeinsam stellen sie sich kampfbereit neben die Tür. Als sich diese öffnet, drängen zum Schrecken der Lebenden untote Skelette in die Kammer. Der Lärm des ersten Schlagabtauschs weckt den Rest der Gruppe. Aus dem Schlaf gerissen und noch immer halb betrunken wirkt Opal den Zauber Color Spray, schätzt dessen Wirkung jedoch völlig falsch ein. Gleißende Farben sprühen aus ihrer geöffneten Hand, aber statt der Untoten werden die vor ihr stehenden lebenden Kämpfer geblendet.

Doch in einer gemeinschaftlichen Anstrengung gelingt es der Gruppe, die Angreifer einen nach dem anderen niederzuschlagen. Beinahe wäre ihnen in dem Durcheinander entgangen, dass sich die Tasche mit den Kacheln ruckelnd über den Boden bewegt. Eralin schnappt sie sich und spürt, wie etwas schwach an dem Beutel zieht. Es ist aber nichts zu sehen, was dies verursachen könnte. Nur ein schwacher Fluch ist zu hören, als das letzte Skelett zerschmettert wird. Dann entfernen sich hastige Schritte. Alle rennen hinterher, sehen aber nur, wie sich die Ausgangstür wie von Geisterhand öffnet und schließt. Im Freien findet Lucretia die Spuren der Skelette und eines Paars Stiefel. Doch als sich entfernendes Klappern von Hufen auf dem Pflaster der Straßen zu hören ist, ist allen klar, dass ihnen der unsichtbare Eindringling entkommen ist.

Keiner kann sich einen Reim auf diese Geschehnisse machen. Vorsorglich verschließen sie alle Türen und versuchen, den Rest der Nacht noch etwas Ruhe zu finden.

Im Schein der aufgehenden Sonne sieht die Welt schon nicht mehr so düster aus. Ausgeruht treffen sich alle auf der Terrasse, um frische Luft zu schnappen und die Gespenster der Nacht zu vertreiben. Überrascht stellen sie fest, dass neun quadratische Vertiefungen im Steinboden rot leuchten und die Kacheln wärmer werden, je näher sie dem Leuchten kommen. Darrak erkennt instinktiv, dass es sich um ein Rätselschloss handelt. Er fügt die erste der Kacheln an ihren Platz ein und wie von Zauberhand erscheint ein D darauf. Reihum versuchen es dann alle und schließlich können sie das Wort DAWNFORGE lesen. Die schwere Steinplatte bebt und schiebt sich von selbst zur Seite, bis eine Treppe darunter sichtbar wird, die in die dunkle Tiefe führt.

Es scheint allen, dass sie einen wichtigen Meilenstein in ihrem Leben als Abenteurer erreicht haben und kombiniert mit den vielen neuen Erfahrungen verstehen sie Elarias Lektionen besser als je zuvor, so dass sie nun neue Fähigkeiten beherrschen. Gestärkt und erfrischt durch die Nachtruhe wappnen sie sich, in die Dunkelheit hinab zu steigen.

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